09.07.25 –
Grüner Landtagsabgeordneter fordert individuelle Lernförderung statt Klassenwiederholung – Hamburg und auch Erlangen bieten Vorbilder
Sitzenbleiben – für viele Schülerinnen und Schüler ein Schreckgespenst, für das Bildungssystem ein teurer, nachweislich wirkungsloser – ja kontraproduktiver – Mechanismus. Denn wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass Sitzenbleiben keinen langfristigen Lerneffekt hat und das Risiko für Schulabbrüche erhöht. Christian Zwanziger, Grüner Landtagsabgeordneter für Erlangen und Erlangen-Höchstadt, fordert daher mit seiner Landtagsfraktion: Schluss mit der Klassenwiederholung, her mit echter Förderung.
„Sitzenbleiben bringt langfristig nichts – weder pädagogisch noch finanziell“, sagt Zwanziger. „Statt Kinder und Jugendliche ein ganzes Schuljahr zurückzuwerfen, müssen wir ihnen gezielt helfen, Lernrückstände aufzuholen.“ In einem Antrag im Bayerischen Landtag fordern die Grünen deshalb die Abschaffung des Sitzenbleibens und den Aufbau eines landesweiten Systems individueller Lernförderung.
Konkret beantragen die Grünen: Eine individuelle und kostenfreie Lernförderung solle gezielt helfen, Leistungsrückstände aufzuarbeiten und verpflichtend für Schülerinnen und Schüler mit Defiziten angeboten werden, um Klassenwiederholungen weitgehend zu vermeiden. Dabei müssten vor allem benachteiligte Schülergruppen in den Fokus genommen werden, also Kinder und Jugendliche in Übergangsjahren und mit besonderen Herausforderungen priorisiert gefördert werden. Dabei sei es wichtig, Fördermaßnahmen durch Lernvereinbarungen verbindlich zu machen und regelmäßig auf ihre Wirksamkeit zu überprüfen. Pro Schulplatz und Jahr hat Bayern im Jahr 2022 10.400 Euro ausgegeben. Durch die Klassenwiederholung fällt dieser Betrag doppelt an – und könnte nach den Vorstellungen der Grünen sehr viel besser in wirksame individuelle Lernförderung investiert werden.
In Erlangen läuft seit über zehn Jahren das Modellprojekt „Optimierte Lernförderung“. Kinder mit Lernrückständen erhalten dort passgenaue Unterstützung – unabhängig vom Einkommen der Eltern. Die Förderung findet in Kleingruppen, im Klassenverband oder als Einzelförderung statt. Ziel ist es, nicht nur fachliche Lücken zu schließen, sondern auch Selbstvertrauen und soziale Kompetenzen zu stärken. „Das Konzept funktioniert, weil es auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen eingeht“, erklärt Zwanziger. „Und weil Schule, Fachkräfte und Eltern eng zusammenarbeiten.“
Das Land Hamburg ist auch den nächsten Schritt bereits gegangen und hat das Sitzenbleiben weitgehend abgeschafft – mit Erfolg: Der Anteil der Klassenwiederholungen lag im Schuljahr 2023/24 bei nur bei 1,3 Prozent. Bayern dagegen ist seit Jahren auf den letzten Plätzen zu finden, nicht selten trauriges Schlusslicht: Im selben Schuljahr mussten hier 3,5 Prozent aller Schülerinnen und Schüler eine Klasse wiederholen.
Besonders betroffen sind laut Statistik Kinder mit Migrationshintergrund. Obwohl sie nur knapp 29 Prozent der gesamten Schülerschaft ausmachen, stellen sie fast 40 Prozent der Sitzenbleiber*innen. Für Zwanziger ein klares Zeichen: „Das Sitzenbleiben verschärft Bildungsungleichheit, statt sie zu bekämpfen.“
Im Bildungsausschuss des Landtags wurde der Antrag der Grünen von den Regierungsfraktionen der CSU-/Freie Wähler-Koalition abgelehnt. Doch Zwanziger bleibt optimistisch: „Die Studienlage ist eindeutig und in Hamburg - und in kleinem Maßstab auch bei uns in Erlangen – sehen wir funktionierende Modelle. Jetzt ist es Zeit, dass ganz Bayern davon profitiert: Die Debatte ist eröffnet!“
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