Flächenfraß stoppen, Energiewende voranbringen – Pressefahrt im Raum Höchstadt/Aisch

Bei einer Pressefahrt im Raum Höchstadt/Aisch zum Gewerbegebiet Höchstadt-Nord, zum geplanten Baugebiet am Häckersteig und in das Windvorranggebiet bei Lonnerstadt verdeutlichten Vertreter des BUND Naturschutz den dringenden Handlungsbedarf. Sie wurden begleitet vom Landtagsabgeordneten Christian Zwanziger, Sprecher für Landesentwicklung und Tourismus der Grünen Landtagsfraktion.


Zwei Herausforderungen stehen in der Umweltpolitik Bayerns an oberster Stelle: Die Klimakrise und der Flächenverbrauch, letzterer ist besonders treibend beim Energieverbrauch und wichtige Ursache des Artensterbens. Beide Themen zeigen sich im Landkreis Erlangen-Höchstadt derzeit besonders intensiv. Entsprechend erschüttert zeigten sich die Umweltschützer im Norden von Höchstadt/Aisch angesichts des in den letzten Jahren dort gewachsenen Gewerbegebietes Höchstadt-Ost. Es hat eine Fläche von 106 Hektar oder 150 Fußballfelder. Nun sind weitere 35 Hektar vorgesehen.

Der BN-Landesvorsitzende Richard Mergner erklärte: „Höchstadt an der Aisch ist in der Region besonders ‚gefräßig‘. Die riesigen Flächen, die hier ausgewiesen und vor allem flach und damit besonders flächenverbrauchend bebaut wurden, werden künftigen Generationen bei der Lebensmittelproduktion bitter fehlen. Die Stadt sollte unbedingt flächensparender planen, der neue Flächennutzungsplan wäre eine gute Gelegenheit, um umzusteuern.“

MdL Christian Zwanziger ergänzte: „Der Flächenverbrauch in Bayern ist mit 10,3 Hektar pro Tag ungebremst hoch. Die Staatsregierung verfehlt ihr eigenes Ziel, den Verbrauch auf fünf Hektar pro Tag zu begrenzen. Wir brauchen klare gesetzliche Rahmenbedingungen, die den Kommunen Orientierung liefern und die endliche Ressource Boden für Landwirtschaft, Natur und unsere Erholung schützen.“

Disperse Siedlungen, insbesondere die auf den KFZ-Verkehr ausgerichteten Gewerbegebiete verbrauchen besonders viel Energie. Der Energieverbrauch muss wegen der Klimakrise jedoch dringend reduziert werden. Dazu soll – auch nach dem Willen der Staatsregierung – künftig vorrangig Innenentwicklung betrieben werden. Dies schreibt auch das Baugesetzbuch vor. Trotzdem werden immer wieder große Gewerbegebiete auf der grünen Wiese ausgewiesen.

Helmut König, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach dazu: „Obwohl längst nicht alle Flächen im Gewerbegebiet bebaut sind und erste Gebäude bereits wieder ungenutzt herumstehen, plante die Stadt ein weiteres Gewerbegebiet am Schwarzenbachgrund. Es wäre völlig falsch, dort weitere Gewerbeflächen anzusiedeln, zumal hier das Grundwasser und eines der besonders wichtigen Kiebitzgebiete gefährdet würden. Nach dem letzten Hochwasser 2021 am Schwarzenbach kamen zwar die Rathausfraktionen zu der Erkenntnis, dass das Planungsbüro ein untaugliches Gewerbegebiet im Flächennutzungsplan vorgeschlagen hat, nun also ein Ersatz nötig wird. Der neue Standort ist uns noch nicht bekannt.“

Als zweite Station der Tour wurde das von der Stadt geplante Wohnbaugebiet am Häckersteig besichtigt. Hier stieß die Vertreterin der Bürgerbegehren „Rettet den Häckersteig/Schwarzenbachgrund“, Petra Deinlein-Wieland dazu: „Mit dem geplanten Flächennutzungsplan würde der Flächenfraß ausgeweitet. Wir wollen den Flächenverbrauch der Stadt reduzieren und auch langfristig eine in Nordbayern einzigartige Terrassenlandschaft erhalten. Dafür haben wir die Bürgerbegehren gestartet und hoffen auf noch viele weitere Unterstützerinnen und Unterstützer.“

Zwanziger erklärt: „In der Stadt Höchstadt gibt es zahlreiche bebaubare Grundstücke, die bisher nicht genutzt werden. Statt immer neue Baugebiete im Außenbereich auszuweisen, für die es zusätzliche Infrastruktur – Straßen, Kanalisation usw. – braucht, die auch Geld kostet, sollte mehr Energie in die Aktivierung bisher unbebauter oder leerstehender Grundstücke gesteckt werden. Im Landtag setze ich mich dafür ein, dass Kommunen alle Möglichkeiten bekommen diese Innenentwicklung, die auch der Bayerische Gemeindetag fordert, zu betreiben. Bisher sperrt sich die CSU/FW-Regierung dagegen.“

Das Heckengebiet beherbergt auch artenreiche Blühwiesen mit bis zu 200, zum Teil hochgeschützte Pflanzen. Ein Paradies für Heckenbrüter.“

Zwei Kilometer nördlich des Ortsrandes von Lonnerstadt liegt das ausgewiesene Vorranggebiet für Windkraftanlagen. Mehrere Windräder liefern hier seit Jahren umweltfreundlichen Strom. Mit einem Pilotprojekt zur Kombination Windkraftvorranggebiet und Fotovoltaik könnte Lonnerstadt Geschichte schreiben. „Das gleiche Problem liegt im naheliegenden Mühlhausen vor. Es zeigt sich auch, dass manche Vorschriften zur sinnvollen Standortwahl erneuerbarer Energien überdacht werden müssen“, findet König.


Mergner erklärt dazu: „Der Sommer 2022 war auch im Landkreis Erlangen-Höchstadt ein weiterer Extremsommer, die Dürre hat auch hier erbarmungslos zugeschlagen. Damit uns die Klimakrise nicht die Zukunft raubt, müssen wir bei der Energiewende viel besser vorankommen. Wir unterstützen deshalb das Pilotprojekt zur Platzierung von Fotovoltaik-Freiflächen im Windkraftvorranggebiet am Roten Berg nördlich Lonnerstadt.“
 

MdL Christian Zwanziger: „Wind- und Sonnenstrom vor Ort machen uns unabhängiger und unsere Energieversorgung verlässlicher. Das war schon vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine wichtig, aber ist jetzt noch drängender. Ich finde klasse, dass Lonnerstadt so sehr auf Erneuerbare Energien setzt. Ich bin froh, dass nun endlich auch das bayerische Wirtschaftsministerium den Weg für eine Doppelnutzung der Fläche für Photovoltaik zusätzlich zur Windkraft frei macht. Entgegen dem, was Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger meinte, gab es nach meiner Kenntnis aus Sicht des Bundesministeriums nie Bedenken oder Einwende, solange die vorrangige Nutzung nicht behindert wird. Das Habeck-Ministerium hat das auch schriftlich klargestellt. Sei es drum. Besser spät als nie.“

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Landesentwicklung | Regionales