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Fünf Tage lang bin ich für die Grüne Landtagsfraktion durch Ostbayern gereist. Das Ziel: Unter dem Motto „Klimafreundlich reisen“ herausfinden, was schon jetzt alles möglich ist und was noch getan werden kann, um Tourismus nachhaltiger zu machen. Gemeinsam mit meinen Fraktionskolleg*innen aus der Region habe ich dabei engagierte Menschen kennengelernt und interessante Erfahrungen gemacht. Ein knapper Rückblick:
Zum Auftakt der Tourismus-Tour ging es zu meiner Fraktionskollegin Anna Toman in die nördliche Oberpfalz. Bei dem Besuch bei der Steinwald Allianz, einer Umwelttour über Felder der Friedenfelser Betriebe und einem Besuch im Inklusionshotel Aribo waren die Schwerpunkte Regionalität und Landwirtschaft. Regionale Spezialitäten – noch dazu aus einer Bio-Modellregion wie dem Steinwald – sind sicher eine Möglichkeit für Tourismus-Regionen bei Reisenden in guter Erinnerung zu bleiben. Vor Ort habe ich Menschen kennengelernt, die die Vermarktung der regionalen Produkte mit viel Leidenschaft und Engagement anpacken. Außerdem bringen sie den Besucher*innen die Region und die Bio-Landwirtschaft beispielsweise bei Themenwanderungen durch Mohnfelder und anderen speziellen Angeboten näher. Direkt am Radweg um den Steinwald liegt außerdem ein Inklusionshotel, das neben Sozialem auch auf Bio-Qualität aus der Region setzt, und damit gute Erfahrungen macht.
Der zweite Tour-Tag stand ganz im Zeichen der Mobilität. Mit der ehrenamtlich (!) betriebenen Ilztalbahn ging es von Passau hinein in den Bayerischen Wald nach Waldkirchen. Von dort führte der Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse nach Haidmühle an der tschechischen Grenze. Nachdem die Gleise auf deutscher Seite rückgebaut wurden, kann man die Grenze nur noch von Tschechien aus per Bahn erreichen. Wenn man sich den voll beladenen Fahrradwaggon der tschechischen Bahn anschaut, wird klar, wie viel touristisches Potential da verschenkt wird. Mein Fraktionskollege Toni Schuberl setzt sich dafür ein, dass die Bahnlinie über die Grenze nach Haidmühle und langfristig auch wieder bis nach Waldkirchen führt.
Am Abend ging es in Passau um den Tourismus auf und entlang der Donau. Ulrike Schwarz aus dem oberösterreichischen Landtag berichtete, dass Flusskreuzfahrtschiffe in Linz ebenso wie in Passau eine große Belastung für Anwohner*innen sind. Der Hauptgrund: Dieselgeneratoren, die auf den angelegten Schiffen permanent laufen, um eine Stromversorgung zu gewährleisten. Eine Lösung ist eine ordentliche Landstromversorgung, also die Möglichkeit für die Schiffe, an den Anlegestellen Strom aus der Stadt zu beziehen. Außerdem haben wir uns über Alternativen im Donautourismus unterhalten. Radtourismus – zum Beispiel entlang des Donauradwegs – oder Wandern – über den Donausteig – sind sehr beliebt. Je besser die Fahrradmitnahme mit der Bahn klappt und Angebote vor Ort sind, desto attraktiver ist dabei auch eine Anreise ohne Auto.
Der dritte Tag der Tourismus-Tour begann für mich auf dem Zeltplatz in Passau als eine frühaufstehende Entenfamilie mich fröhlich schnatternd wecken kam. Von Passau ging es dann mit der Bahn nach Bad Birnbach. Der Bahnhof in Bad Birnbach liegt außerhalb des Ortes. Kein Problem, wenn man ein Fahrrad dabei hat. Und auch für die Besucher*innen, die ohne Rad anreisen, soll es bald eine Lösung geben: In Bad Birnbach wird derzeit der erste autonom fahrende Elektro-Kleinbus im öffentlichen Straßenverkehr getestet. Bald soll er nicht nur innerorts fahren, sondern die Besucher*innen auch vom Bahnhof abholen können. Ich bin schon gespannt, wie der Bus ankommt, wenn der Testbetrieb ausgeweitet wird. Bad Birnbach setzt außerdem auf Entschleunigung, führt Besucher*innen auf einem „Klimapfad“ durch den nahegelegenen Wald, gibt Streuobst aus dem Ort in die Vermarktung und, und, und…
Mit dem Zug ging es dann durch Niederbayern und vorbei an der Heimatgemeinde meiner Fraktionskollegin Rosi Steinberger bis nach Landshut. Großer Andrang herrschte da bei unserer Radtour zu den „Baumgiganten“ der Stadt, die der LBV erfasst. Die Radtour durch die Stadt führte Besucher*innen von nah und fern zu teils jahrhundertealten Baumriesen. Das zeigte auch: Es gibt immer und überall noch etwas zu entdecken, auch direkt vor der eigenen Haustür.
Der vierte Tag führte mich mit meinem Fraktionskollegen Jürgen Mistol nach Neumarkt in der Oberpfalz. Auch hier setzen manche Betriebe ganz auf Bio und Regionalität. Radtourist*innen haben wir trotz Regenwetter getroffen, kein Wunder, wo doch gleich mehrere Radwanderwege an Neumarkt vorbeiführen. In Neumarkt entfällt ein großer Teil der Übernachtungen auf Geschäftsreisen. Auf diese Besucher*innen konzentriert sich auch das Tourismusamt der Stadt. Mit einer breiten Palette an Angeboten will man Geschäftsreisende auch als „normale“ Kurzzeitgästen gewinnen: Entspannung, Barfußpfade, Meditation, Ausflüge ins Grüne und vieles mehr sollen gestressten Menschen die Möglichkeit geben, dem Alltag ein Stück weit zu entfliehen.
Hoch über der Stadt diskutierten wir im Bio-zertifiziertem Hotel über die Vorteile regionaler und biologischer Lebensmittel und die Akzeptanz bei den Besucher*innen. Aber natürlich ging es auch um Fachkräftegewinnung und Arbeitsbedingungen im Tourismus-Sektor. Zum Ausklang des Tages in Neumarkt zog es uns in den Biergarten, wo wir mit Interessierten über die Erlebnisse des Tages und das touristische Potential der Region ins Gespräch kamen.
Natürlich hat mich auch das Thema Mobilität wieder begleitet. Egal ob im Stadtbus-Verkehr oder bei der Fahrradfreundlichkeit von Bahnhöfen: Es bleibt noch Einiges zu tun, damit reisen mit Rad und Bahn bequem ist. Aber: Ich kam nach einem langen Tag mit der Bahn pünktlich in Zwiesel an und der Radweg zum Campingplatz war perfekt ausgeschildert. Auch das möchte ich an dieser Stelle betonen, gerade für Leser*innen, die darüber nachdenken sich selbst mit Rad und Bahn auf die Reise zu begeben.
Zu guter Letzt ging es an Tag fünf gemeinsam mit Ludwig Hartmann zu einem der bekanntesten Ziele für Touristen in Ostbayern: In den Nationalpark Bayerischer Wald. Es ging wieder mal um Mobilität und Regionalität aber natürlich auch um Naturschutz und Umweltbildung.
Auch hier war die erste Grundsatzfrage: wie kommen Besucher*innen hierher? Da gibt es Licht und Schatten. Die Bahn fährt von Plattling im Stundentakt nach Ludwigsthal, quasi bis vor die Haustüre des Besucher*innenzentrums „Haus zur Wildnis“. In der Region ist das GUTi (Gästeservice Umwelt-Ticket), mit der Besucher*in vor Ort ohne Extrakosten Bus und Bahn fahren können, sehr beliebt. Aber auch hier wurde der Wunsch nach einer dichteren Vernetzung und Taktung, vor allem in Richtung Grafenau, geäußert. Und die Fahrradmitnahme sei vor allem bei größeren Gruppen noch eine Herausforderung, berichtete man mir.
Die Besucher*innen-Info in Zwiesel verbindet Informationen für Tourist*innen mit einem Laden, in dem allerlei regionale Spezialitäten verkauft werden. Eine solche interkommunale Zusammenarbeit sollte die Landespolitik meiner Meinung nach stärker fördern, schließlich lässt sich miteinander mehr erreichen als gegeneinander.
Nach einem Rundgang durchs Tierfreigehege diskutierten wir mit Nationalparkleiter Dr. Franz Leibl lebhaft über die Herausforderungen des Parks. Aus touristischer Sicht stehen die Besucher*innenlenkung und Bildungsangebote im Fokus. Natürlich kamen wir auch auf den Naturschutz und die wichtige Funktion, die Nationalparks für den Erhalt unzähliger Tier- und Pflanzenarten haben, zu sprechen. Auch die Klimakrise zeigt hier bereits ihre Auswirkungen. Die Ranger*innen des Parks forschen unter anderem dazu. Bei einer kleinen Wanderung durch den Wald erfuhren wir außerdem viel über den Borkenkäfer und die Kontroverse darüber, wie mit den Unmengen an Käferholz umgegangen werden soll.
Danke an alle, die ich bei der Tourismus-Tour besuchen durfte und die mich begleitet haben! Die Tour war nicht nur eine interessante Woche für mich und meine Kolleg*innen, ich habe auch einiges für meine Arbeit als Sprecher für Tourismus der Grünen Fraktion im Landtag mitgenommen. Ich finde, Politik sollte Rahmenbedingungen schaffen, die nachhaltigen Tourismus fördern. Dazu gehört natürlich ein Angebot für eine bequeme und zuverlässige Anreise mit Bahn, Rad und Bus. Aber auch ein Tourismusmarketing und Förderprogramme, die regionale Wirtschaftskreisläufe stärken und Umwelt- und Klima schützen. Dafür werde ich mich weiter einsetzen!
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